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3. Die Anfänge der Kunstakademie
3.1. Académie des Arts
Ein Blick auf das 1761 zweisprachig in Deutsch und Französisch veröffentlichte Programm der Stuttgarter Kunstakademie zeigt, dass die Institution dem hierarchisch geprägten Vorbild der Pariser Académie Royale de Peinture et de Sculpture folgte.
An oberster Stelle stand der vom Herzog ernannte Hauptaufseher (Commissaire Général), der die Gelder der Akademie verwaltete und als Vermittler zwischen dem Herzog und dem Künstlergremium fungierte. Von 1761 bis 1773 versah der Regierungsrat Jakob Albrecht Bühler (1722–1794) dieses Amt, der zugleich Intendant des Hoftheaters war. Der erfahrene Politiker setzte sich immer wieder mit Nachdruck für die Belange der Institution ein und bemühte sich, ihre Finanzierung trotz der wirtschaftlich angespannten Lage des Herzogtums zu sichern [1].
Die Professoren versahen ihren Dienst an der Akademie jeweils einen Monat lang und wurden danach von einem Kollegen abgelöst [2]. Zum Personalbestand der Akademie gehörten auch ein Sekretär, ein Kastellan, der sich um die Räumlichkeiten und das Inventar kümmerte, sowie zwei fest angestellte Aktmodelle [3].
Ab 1766 war die Kunstakademie zusammen mit der öffentlichen
Bibliothek, in der auch die umfangreiche Grafiksammlung und das Münzkabinett
des Herzogs aufbewahrt wurden, im Grafenbau sowie dem benachbarten Gesandtenhaus
in der unmittelbaren Nähe des Ludwigsburger Schlosses untergebracht.
Im Durchschnitt studierten 95 Kunstschüler an der Académie
des Arts, wobei kaum mehr als die Hälfte von ihnen tatsächlich eine
künstlerische Laufbahn anstrebte. Die Teilnahme am akademischen Unterricht
war allen Interessierten unabhängig von ihrem gesellschaftlichen Rang, ihrer
Religionszugehörigkeit oder nationalen Herkunft gestattet. Das Akademieprogramm
von 1761 vermerkte ausdrücklich [4]:
Fußnoten:
[1] Der Unterhalt der Académie des Arts betrug 600 fl. [Gulden] im Jahr, wobei die Kosten für die Preismedaillen teilweise zusätzlich vom Herzog erstattet wurden. In manchen Jahren musste ihre Anschaffung von dem ohnehin geringen Etat finanziert werden. Vgl. Rathgeb, Sabine Studio & Vigilantia. Die Kunstakademie an der Hohen Karlsschule in Stuttgart und ihre Vorgängerin Académie des Arts, Dissertation, Universität Heidelberg 2009, S. 93f.
[2] Das flexible Modell kam den Bedürfnissen der Künstler entgegen, die durch ihre Aufträge häufig für längere Zeit die Residenzstadt verlassen mussten. Rathgeb 2009 (vgl. [1]), S. 84.
[3] Die Männer mussten neben dem Modellstehen auch die Akademiezimmer heizen und reinigen. Rathgeb 2009 (vgl. [1]), S. 87.
[4] Rathgeb 2009 (vgl. [1]), S. 87.