Die Heisenbergsche Unschärferelation – vor ca. 100 Jahren entdeckt – bleibt eines der größten Rätsel der Wissenschaft. Die sog. Quantenwelt bringt die menschliche Vorstellungskraft nach wie vor an ihre Grenzen. Im Seminar geht es nicht unbedingt um das Verstehen dieses Phänomens. ("Wer die Quantenmechanik verstanden hat, der hat sie nicht verstanden." Richard Feynmann), sondern um die Erweiterung und Reflektion der Möglichkeitsräume auf der Basis dieses Denkmodells. Ob unsere Umgebung in ihren kleinsten Dimensionen Wellen- oder Teilchencharakter hat, bleibt changierend und ist nur mikroskopisch wahrnehmbar. Dass jedoch die Betrachtung als solche eine direkte Auswirkung auf ihren Gegenstand hat, ist ein Phänomen, dessen man sich in Kunst und Architektur zumindest bewusst sein sollte. Welche Rolle spielt die eigene Perspektive? Wie fühlen wir uns als Betrachtende mit dieser Tatsache? Haben Physiker heimlich Laseraugen, wie man sie sonst von Katzen und Godzilla kennt? Die Fragestellungen sind vielfältig und der Auseinandersetzung keine Grenzen gesetzt: experimentelle Modelle, fotografische Studien, installative Ansätze oder auch rein konzeptionelle Überlegungen. Ob wir das Flüchtige festhalten oder das Klare ins Ungewisse ziehen – wir nähern uns der Unschärfe als produktivem Prinzip und fordern zugleich unsere gewohnten Vorstellungen von Deutlichkeit und Abgrenzung heraus. |