„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht … der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.“ – Immanuel Kant Mit diesem berühmten Zitat rückt Kant den Sternenhimmel in den Fokus unserer existenziellen Fragen: Warum berührt uns der Blick in die Weite des Kosmos so stark, und welche Verantwortung – das „moralische Gesetz in uns“ – erwächst daraus? Auf Pellworm, einer Nordseeinsel mit minimaler Lichtverschmutzung, wird dieser Gedanke greifbar. Der nächtliche Himmel ist hier unverfälscht erfahrbar, sodass wir in jene erhabene Dunkelheit eintauchen können, die Kant so sehr fasziniert hat. Wie schafft man nun einen Ort, der dieses staunende Innehalten fördert, ohne die fragilen Begebenheiten der Insel zu stören? Wie lässt sich das nächtliche Spektakel erlebbar machen, wenn man im Dunkeln tappt – und Schafweiden, Deiche und Nordseeklima bewältigen muss? In ihren Ausführungen zum Thema „Dark Sky“ identifiziert Anna Januchta-Szostak die Dunkelheit als schützenswertes Gut, das weit über astronomische Beobachtungen hinausgeht: Sie ist essenziell für die Gesundheit von Mensch und Tier, für das Funktionieren ganzer Ökosysteme und für unser kulturelles Erbe. An der Schnittstelle, zwischen kosmischer Weite und unmittelbarem Kontext, soll dieser Entwurf ansetzen. Dabei geht es nicht zwingend um einen Baukörper: Von kleinen Freirauminstallationen über experimentelle Beobachtungsplattformen bis hin zu bewusst inszenierten „Schutzhüllen“ – vieles ist denkbar, was das ästhetische Erleben der Nacht intensiviert. Experimentelles, iteratives Arbeiten, kritische Reflexion sowie ein sensibles Gespür für Ort und Gemeinschaft sind hier genauso wichtig wie die Fähigkeit, poetische, humorvolle oder überraschende Elemente konstruktiv in das Projekt zu integrieren. |