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Abschlussbedingungen

Rebuilding of Gaza


Städtebauentwurfsstudio mit integriertem Theorieseminar, 12,5 + 5 ECTS

Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit Wiederaufbaustrategien für Gaza, eingebettet in den politischen Rahmen der sogenannten Zweistaatenlösung (Grenzen von vor 1967, Grundlage der Oslo-Abkommen I und II, 1993/95) und wie von allen relevanten politischen Akteuren angestrebt, darunter die Vereinten Nationen. Nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 durch die radikal-islamische Hamas und den darauffolgenden, aktuell noch andauernden Gegenschlag der israelischen Armee („Iron Swords“) sind nach Schätzungen verschiedener Quellen mehr als 70 Prozent der Wohnhäuser und fast die komplette Infrastruktur zerstört. Besonders stark betroffen sind die urbanen Zentren Khan Yunis und Gaza-City, wo sich ein Drittel aller kriegszerstörten Gebäude befindet. Insgesamt sind 35 Prozent aller Gebäude in Gaza beschädigt oder zerstört. Die Trümmermenge in dem 40 Kilometer langen und zwischen 6 und 14 Kilometer breiten Küstenstreifen am Mittelmeer wird auf 37 Millionen Tonnen geschätzt, die Wiederaufbaukosten werden aktuell mit 40 bis 50 Milliarden Dollar angegeben. Ob des Ausmaßes der Zerstörung von Wohnhäusern und Infrastrukturen darf nicht vergessen werden, dass es in Gaza um die 130 historisch bedeutende Bauten gab beziehungsweise, gibt sowie baukulturelle Stätten und Naturschutzgebiete, für die der UNESCO-Weltkulturerbestatus beantragt worden ist, darunter der antike Hafen von Anthedon, das Kloster Tell Umm Amer sowie die Sumpfgebiete von Wadi Gaza.

Dimension und Komplexität der Aufgabe sind in jeder Hinsicht enorm: strategisch, räumlich, infrastrukturell und politisch. Wir werden unsere Überlegungen parallel auf drei verschiedenen thematischen und maßstäblichen Ebenen anstellen. Eine Betrachtungsebene betrifft das Wegräumen und ggf. Wiederverwerten der Trümmer sowie das Planen und Bauen von Notunterkünften, die einerseits schnell, günstig und weitestgehend im Selbstbau oder mit Hilfe von kleineren NGO-Budgets erstellt werden können, und die andererseits den langfristigen Wiederaufbau, insbesondere mit Blick auf Planung und Bau von Infrastrukturen, nicht behindern dürfen. Die zweite Betrachtungsebene beinhaltet die Erarbeitung eines strategischen, städtebaulichen Masterplans, der auch Aussagen zu Erhalt und/ oder Wiederaufbau von kulturellen Baudenkmälern und landschaftlich schutzwürdigen Gebieten macht. Der Masterplan muss einerseits grundlegende, inklusive Überlegungen zu Infrastrukturen jeglicher Art, Grün- und öffentlichen Räumen sowie Gebäudetypologien und baulichen Dichten abbilden, um die Bevölkerung von 2,2 Millionen Menschen mit einer Zuwachsrate von 2,7 Prozent versorgen zu können, andererseits muss er flexibel genug sein, um je nach politischer, gesellschaftlicher und ökonomischer Konstellation partizipative Formate in einer rollenden Implementierung über Jahrzehnte zulassen zu können. Die dritte Betrachtungsebene betrifft die Regionalplanung mit einem räumlichen und infrastrukturellen Korridor in das Westjordanland als Rückgrat eines voll funktionsfähigen palästinensischen Staates (mit Ostjerusalem als Hauptstadt). Die Methoden im städtebaulichen Entwerfen beinhalten den großmaßstäblichen Modellbau, der es vermag, Struktur und Prozess abzubilden, Szenariotechnik, das Zeichnen von Plänen und Schnitten in unterschiedlichen Maßstäben sowie das Erstellen von Collagen (Stimmungsbildern) und einem überzeugenden städtebaulichen Narrativ.


Output

+ Modell 1:10.000 (gesamter Gazastreifen)
+ Wiederaufbauplan in Phasen
+ Zoom-In: Entwurf Gaza Stadt
+ Zusammenfassendes Video (15 min) und digitale Präsentation

Lehrende
Prof.in Fabienne Hoelzel, Prof. Dr. Ole W. Fischer, AM.in Lisa Dautel 
in Zusammenarbeit mit Prof. Matthias Rudolph und LBA Dirk Meiser, Landschaftsarchitekt

Studiotage
Dienstag und Mittwoch, 9-18 Uhr, Räume 206 und 208, NB 1

Einführungsveranstaltung
Mittwoch, 16.10. 9-16 Uhr, Raum 208, NB 1

Exkursion: Kairo
Die Exkursion führt uns nach Kairo (Ägypten), wo wir mit Palästinenser*innen im Exil sprechen sowie öffentliche Räume und Gebäudetypologien einer muslimisch geprägten Stadt mit hoher Bevölkerungsdichte untersuchen werden. Die Methoden in der Feldarbeit in Kairo beinhalten Handskizzen, Videos und Interviews. Zudem ist in dieser Woche das WUF12 (World Urban Forum).  Für die Exkursion stehen Ihnen Reisestipendien zur Verfügung.

Anmeldung und Information

Der Kurs abhängig von den Sprachkenntnissen der Studierenden in Deutsch und/oder Englisch abgehalten. Verschiedene Inputs, Programmpunkte während der Exkursion und Präsentationen werden in Englisch stattfinden. Bei Interesse oder zur Voranmeldung kontaktieren Sie bitte Lisa Dautel, lisa.dautel@abk-stuttgart.de.