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Abschlussbedingungen


Seminar: Rethinking Gaza. Built. Destoyed. Rebuilt | Gebaut. Zerstört. Wiederaufgebaut



Abb: Great Mosque of Gaza, partially 12th Century CE, destroyed in WWI (1917) and rebuilt by 1926, destroyed Dezember 2023.

Seminar: Rethinking Gaza. Built. Destoyed. Rebuilt | Gebaut. Zerstört. Wiederaufgebaut [WiSe 2024/25]

Prof. Dr. Ole W. Fischer, Lehrstuhl Architekturgeschichte, Designgeschichte und Architekturtheorie

MA Modul 17/18, BA Modul 12/16


Wir beschäftigen uns in diesem Semester mit Wiederaufbaustrategien für Gaza, eingebettet in den politischen Rahmen der sogenannten Zweistaatenlösung (Grenzen von vor 1967, Grundlage der Oslo-Abkommen I und II, 1993/95) und wie von allen relevanten politischen Akteuren angestrebt, darunter die Vereinten Nationen. Nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 durch die radikal-islamische Hamas und den darauffolgenden, aktuell noch andauernden Gegenschlag der israelischen Armee („Iron Swords“) sind nach Schätzungen verschiedener Quellen mehr als 70 Prozent der Wohnhäuser und fast die komplette Infrastruktur zerstört. Besonders stark betroffen sind die urbanen Zentren Khan Yunis und Gaza-City, wo sich ein Drittel aller kriegszerstörten Gebäude befindet. Insgesamt sind 35 Prozent aller Gebäude in Gaza beschädigt oder zerstört. Die Trümmermenge in dem 40 Kilometer langen und zwischen 6 und 14 Kilometer breiten Küstenstreifen am Mittelmeer wird auf 37 Millionen Tonnen geschätzt, die Wiederaufbaukosten werden aktuell mit 40 bis 50 Milliarden Dollar angegeben. Ob des Ausmaßes der Zerstörung von Wohnhäusern und Infrastrukturen darf nicht vergessen werden, dass es in Gaza um die 130 historisch bedeutende Bauten gab beziehungsweise, gibt sowie baukulturelle Stätten und Naturschutzgebiete, für die der UNESCO-Weltkulturerbestatus beantragt worden ist, darunter der antike Hafen von Anthedon, das Kloster Tell Umm Amer sowie die Sumpfgebiete von Wadi Gaza.

Dieses Seminar versucht sich mit kritischer Perspektive den verschiedenen historischen, archäologischen und politischen Erzählungen des Gaza-Streifens (und des umgebenden Kontextes: Palästina, Judäa, Israel) zu nähern, um Geschichtsschreibung, Archäologie und Kulturpolitik selbst als ideologische Instrumente zu begreifen. Besiedelt seit dem Neolithikum und historisch belegt seit der Bronzezeit wird dieser Ort von verschiedenen Parteien instrumentalisiert: Ägyptische Pharaonen, Hethitische Könige, Phönizische Stadtstaaten, Assyrische und Persische Großkönige, Griechisch-Hellenistische Herrscher, Römische Imperatoren, Byzantinische Basileis, Arabische Kalifen, fränkische Kreuzfahrer, türkische Sultane bis hin zu Britischen Hochkommissaren. Ziel ist sowohl ein besseres Verständnis für den historischen Ort, die Abfolge von Aufbau, Zerstörung und Wiederaufbau, wie auch eine Sensibilität für die gegensätzlichen Interpretationen zu entwickeln, um sich theoretisch wie auch entwerferisch zu positionieren.

Erwartet wird eine regelmäßige Teilnahme am Seminar, Bereitschaft zur Übernahme eines Referats, Engagement in den Diskussionen und die schriftliche Ausarbeitung eines Themas hin zu einer Hausarbeit mit Anwendungsbezug zum städtebaulichen Entwurf.

Englische Sprachkenntnisse sind sowohl für die Recherche, die Exkursion als auch teilweise für die Präsentationen nötig (internationale Gäste).


Zeit: Dienstags 14:00–17:00 Uhr

Ort: NB 1 Raum 2.08

Prüfung: Mündlich (Referat), schriftlich (Hausarbeit)

Termine:

Auftaktveranstaltung: 16.10.24 um 9 Uhr zusammen mit Prof.in Fabienne Hoelzel, AM.in Lisa Dautel

Inputs/Lektüre bis zum Midterm, dann Einzelbetreuung Papers

Thema/Abstract: 17.12.2024

Draft Paper: 4.02.2025

Abgabe Final Paper: 28.02.2025