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Abschlussbedingungen


Städte nach dem Krieg. Wiederaufbau

Städtebautheorieseminar 5 ECTS

Kriegsversehrte Städte stehen, standen oder werden vor erheblichen architektonischen, infrastrukturellen, sozialen und finanziellen Herausforderungen und Entscheidungen stehen – so beispielsweise in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg (Berlin, Dresden, Hamburg, Hannover, München, Köln, Stuttgart, aber auch viele kleinere Städte wie Hildesheim und Pforzheim), seit 2011 im syrischen Bürgerkrieg (Aleppo), seit 2022 in der Ukraine (Awdijiwka,  Bachmut, Mariupol, Popasna, Rubischne) ganze Städte fast komplett zerstört sind, oder ganz aktuell im Gazastreifen – die Gesamtfläche entspricht jener der Stadt München – wo die beiden größten Städte Gaza City und Chan Junis sowie viele kleinere Ortschaften enorme Kriegsschäden aufweisen. Einige deutsche Städte sind im innerstädtischen Bereich den Weg des originalgetreuen Wiederaufbaus gegangen, wobei die große Nachfrage nach Wohnraum, das Aufkommen des Automobils und die Teilung des Landes in Ost- und Westdeutschland auch zu den charakteristischen Nachkriegsstadtentwicklungen und -erweiterungen geführt hat. 

In dem Seminar „Wiederaufbau. Städte nach dem Krieg“ untersuchen wir mittels morphologischer und kartographischer Untersuchungen, wie sich der Stadtgrundriss und die Stadtstruktur kriegsversehrter und neu oder wiederaufgebauter Städte (weiter-) entwickelt hat beziehungsweise, wir dokumentieren das Ausmaß der Zerstörung und analysieren die Strategien für den Wiederaufbau. Hier interessiert uns insbesondere das Verhältnis von geo- und siedlungsmorphologischen Raumstrukturen gegenüber (potentiellen) gesellschaftlichen Transformationsprozessen. Ein Teilaspekt dieser Analyse wird auch die Dokumentation der Notunterkünfte sein, in denen die Bevölkerung oft jahrzehntelang lebte. In diesem Zusammenhang verdient der soziale und politische Beitrag der Frauen zum Wiederaufbau besonderes Augenmerk (Geschlechterrepräsentationen und -rollen). Darzustellen sind auch die „Beteiligungsstrategien“ bezüglich des Wohnungsbaus, dazu gehörten etwa Wohnausstellungen, Mustersiedlungen und -wohnungen, Umfragen bei der Stadtbevölkerung sowie Zeitschriften, die das „richtige Wohnen“ propagierten, die ebenfalls unter der Genderperspektive zu betrachten sind (bauliche Ausrichtung auf den Vater als Haupternährer, Mutter als Hausfrau, Propagierung der Kleinfamilie). Das Ziel ist das Erstellen eines Atlas mit historischen Beispielen in Deutschland (vor der Zerstörung, Zerstörung, Wiederaufbau, Zustand heute), ggf. in der Normandie (Frankreich) und aktuellen Beispielen in der Ukraine, in Syrien und Gaza (vor der Zerstörung, Ausmaß der Zerstörung, Szenarien für den Wiederaufbau). Begleitend lesen und besprechen wir eine Auswahl von Texten, die die Produktion der urbanen Form einmal aus der Perspektive der „Architektur der Stadt“ betrachten und solche, die die Position vertreten, dass die Stadt das Produkt aller politischen Prozesse sei, also das unauflösbare Zusammenspiel von materiellem Raum und sozialen Aktivitäten. 

Methoden und Formate: Kartographische Analyse, morphologische Analyse, Diagramme, Statement (Text, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ole Fischer); Textlektüre und -diskussion (in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Ole Fischer).

Ggf. findet bei Interesse eine kurze Exkursion (1-3 Tage) statt (Dresden und/ oder ein Stadtspaziergang (Stuttgart).

Voranmeldung bei Lisa Dautel (lisa.dautel@abk-stuttgart.de) oder bei Kick-Off (22.04., 14:00 Uhr, Raum 208)

Zeit: Montag, 14-17 Uhr Kick-off: 22.4., 14 Uhr, Raum 208